Bugspriet
Wrack "Carnatic", Sha'ab Abu Nuhas, Ägypten
(1. Juli 2001)

Info: Am 13. September 1869 wurde das Riff der ”Carnatic” zum Verhängnis. Das Schiff verkehrte regelmäßig auf der Strecke zwischen Suez (Ägypten) und Bombay (Indien). In voller Fahrt lief es auf das in den damaligen Seekarten noch nicht eingezeichnete Riff. Obwohl das Schiff nicht sofort sank, sondern bei spiegelglatter See am Riff hing, entwickelte sich das Unglück zur Katastrophe. Im Glauben, Schiff und Ladung noch retten zu können, gab der Kapitän keinen Befehl, das Schiff zu verlassen. Ein kostbarer Tag ging mit Warten auf’ die ”Sumatra” verloren, die nach Fahrplan in Kürze das Riff passieren sollte. Doch die See wurde zunehmend unruhiger, und schließlich brach die ”Carnatic” mittschiffs auseinander. Der Heckteil sank augenblicklich, und über zwei Dutzend Menschen verloren ihr Leben. Nun erst wurden die Überlebenden mit großer Mühe mit Rettungsbooten zunächst zum Riff, später zur Insel Shadwan gerudert. Hier wurden sie schließlich von der ”Sumatra” entdeckt und gerettet. Die ”Carnatic” war ein Schiff der ”Peninsular and Oriental Company” und befuhr die Strecke zwischen Ägypten und Indien regelmäßig. Geladen hatte sie unter anderem auch eine Anzahl Truhen mit Goldmünzen und Kupferplatten, die jedoch bis zum Oktober 1889 größtenteils geborgen wurden. In den 80iger Jahren unseres Jahrhunderts wurde das Wrack ”wiederentdeckt”. Maximal 28 Meter tief gelegen, reicht es hoch bis auf etwa 15 Meter Tiefe. Das Wrack liegt auf seiner Backbordseite parallel zur Riffwand. Von Tauchern wird es heute meist nur ”Weinfrachter” oder ”Weinflaschenwrack” genannt – insbesondere deshalb, weil eine große Anzahl von Wein-, Portwein-, Champagner-, Bier- und Sodaflaschen im Bug des Schiffes herumlagen. Heute sind diese Flaschen längst in den Vitrinen der sammelfreudigen Taucher gelandet, und nur noch alte Fotoaufnahmen zeugen von der ”Flaschenvielfalt” vergangener Tage. Die hölzernen Decks sind im Laufe der Zeit verrottet, nur noch die Stahlrahmen – heute über und über mit Weichkorallen bewachsen – trotzten den 125 Jahren im Meer. Sie bieten wunderschöne Fotomotive, und das Durchtauchen des Rumpfes erinnert an einen Gang durch Arkaden. Tausende von Glasfischen scheinen einen fast undurchdringlichen Vorhang zu bilden, der sich jedoch wie von Geisterhand teilt und dem Taucher den Durchgang freigibt. {Matthias Bergbauer, Manuela Kirschner, Holger Göbel: Tauchreiseführer Rotes Meer, Ägyptische Festlandküste, S. 98ff; ISBN 3-89594-009-7}